Unsere Geschichte

Entstehung der Selbsthilfegruppe Connection….



Im Jahr 2012 habe ich (Simone Schafnitzel) mich entschlossen, die MPU anzugehen, welche für mich Bedingung war, meinen Führerschein endlich wieder zu bekommen.
Nachdem ich seit mehreren Jahren keine illegalen Drogen mehr genommen habe, dachte ich, dass das wohl kein Problem sein würde. Falsch gedacht…

Als ich erfuhr, dass ich nach jeder Menge Vorarbeit erstmal ein Jahr eine Selbsthilfegruppe besuchen muss bevor ich auch nur an MPU denken könnte, war ich ziemlich frustriert. Selbsthilfegruppe – allein bei dem Begriff wurde mir ganz anders. Eine jammernde Gruppe von Süchtigen, die alle mit ihrem Leben nicht klarkommen… so war meine damalige Meinung, das konnte ja heiter werden.
Fast ein Jahr habe ich eine SHG des Kreuzbundes in Fulda besucht, bei der ich erste Erfahrungen mit der Selbsthilfe gemacht habe. Okay, so furchtbar wie anfangs gedacht war es nicht, aber ich war die Einzige mit einer Drogenproblematik. Für alle anderen war Alkoholsucht das Thema. Vor allem durch die Illegalität von Drogen und meiner Einstellung dazu, hatten wir oft eine unterschiedliche Meinung wie Hilfe für Abhängige aussehen kann. Heute denke ich, es ist wichtig, verschiedene Angebote in der Selbsthilfe zu haben, damit jeder das passende für sich selbst finden kann.
Diskriminierung auch nach jahrelanger Abstinenz von illegalen Drogen war immer noch ein großes Problem in meinem Leben und ärgerte mich enorm. Wieder Fuß zu fassen in unserer Gesellschaft ist für „Ehemalige“ nicht einfach und wird oft zum „Stolperstein“ für Süchtige… neben vielen anderen Problemen im Zusammenhang mit Sucht. Der tägliche Spagat zwischen dem Verbergen meiner Sucht (das Problem bleibt immer) und zu meiner Vergangenheit zu stehen, war eine wahre Herausforderung, besonders als Mutter.

Nachdem mein Jahr beim Kreuzbund fast rum war, kam mir der Gedanke, selbst aktiv zu werden, und ich gründete mit einem guten Freund mit ähnlichen Problemen die erste autonome Selbsthilfegruppe für Drogenabhängige in Fulda, die nicht nur abstinenzorientiert arbeitet.
SHG Connection war geboren.

Unterstützt vom Selbsthilfebüro Osthessen, nach einigen Seminaren und Fortbildungen sowie anfänglichen Höhen und Tiefen hat sich die Gruppe in Fulda etabliert und hat sich auch bei jungen Leuten einen Namen gemacht. Ich bin froh, etwas von meinen Erfahrungen weiter geben zu können und stolz einen Raum geschaffen zu haben, in dem Süchtige offen – ohne Angst vor Sanktionen – über ihre Probleme reden können.
Für mich war der Schritt, die Selbsthilfegruppe Connection zu gründen, ein neuer Abschnitt in meinem Leben. Zu mir zu stehen und zu lernen, dass ich es nicht allen recht machen kann, dabei hat mir die Gruppenarbeit sehr geholfen. Viele positive Rückmeldungen von Menschen, die die Arbeit in der Selbsthilfe würdigen, hilft mir, genau so weiter zu machen.
Der gemeinsame Austausch mit Menschen, die versuchen, ein Leben ohne Drogen zu führen, ist ein hilfreicher Weg, um sich selbst wieder etwas wert zu sein und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Wir arbeiten innovativ und niedrigschwellig: jeder kleine Schritt in die richtige Richtung ist eine Verbesserung. Rückschläge gehören dazu und wir helfen, diese zu bearbeiten.
Die Einsicht, dass Sucht eine Krankheit ist, die vielfältige Ursachen haben kann, ist leider bei vielen Menschen noch immer nicht angekommen.

Ach ja, die MPU habe ich mit Bravour bestanden, wobei die Gründung von „Connection“ bestimmt nicht unerheblich war. Mittlerweile bieten wir auch selbst Vorbereitungsgespräche für die MPU an.
Ich freue mich über jeden, der den Schritt wagt, uns kennenzulernen, und die Gruppe als Chance nutzt auf ein Leben ohne Drogenabhängigkeit.

Simone